Im Skulturkarten
"... Die einfachheit der Arbeiten Manfred Emmenegger-Kanzlers
erweist sich stets als trügerisch, resultierend aus der
sorgfältig geplanten Komplexität einer Anordnung
von differentiellen Elementen, die untereinander ein dialektisches
Spiel von Gegensätzen entfalten: Form und Materie, Körper
und Leere, Gerade und Krümmung, Ecke und Rundung, Innen
und Außen, Vorne und Hinten, Oben und Unten.
Deshalb nötigt die Wahrnehmung des ersten Blickes zu
einem zweiten, korrigierenden - ergänzenden - Blick und
wieder zu erweitern zu weiteren, vielen Blicken ... "
Stelen des Bildhauers Manfred Emmenegger-Kanzler im Skulpturgarten
12. Juni - 24. Juli 2005:
"Begegnungen"
Michael Cleff, Deutschland - Edmund de Waal, Großbritannien
Edmund deWaal
geboren 1964
Erklärung des Künstlers: Ich liebe die ‚sichtbaren
Unvollkommenheiten’, die vom Drehen und dem Umgang mit
dem Ton herrühren, aber auch die harte Ebenmäßigkeit
industriellen Porzellans, die Gefäße der Chemielabore.
Meine Gefäße haben mit beiden Zweigen dieser Geschichte
zu tun. In Japan als Töpfer zu arbeiten vermittelte mir
ein Gefühl dafür, wie ein Gefäß sich
in meiner Hand anfühlen darf, welche Bedeutung sein Gewicht,
seine Proportionen und Beschaffenheit haben. Deshalb sind
meine Gefäße leicht eingedrückt, unregelmäßig,
nicht ganz gerade und erzählen davon, wie sie gemacht
wurden.
Während der vergangenen acht Jahre habe ich auch Installationen
mit Gefäßgruppen gemacht. Ich nannte sie ‚Cargo
Pots’ weil ich dabei an die Porzellane in den Laderäumen
gesunkener Schiffe dachte.
In unserer Vorstellung gibt es nur wenige Bilder von Porzellangefäßen
in Gruppen; wir haben uns weitgehend daran gewöhnt, einzelne
Stücke in ihrer einsamen Pracht zu sehen. Das hat mich
innerlich beschäftigt. Indem ich die Installation zum
Schwerpunkt meiner Arbeit machte, konnte ich meinem Ehrgeiz
gehorchen, Keramiken zu machen, die Anspruch auf architektonische
Räume erheben. Meine Installationsgruppen konzentrieren
sich auf die Möglichkeiten, durch die Wiederholung subtile
Modulationen sichtbar werden zu lassen.
Ein Großteil meiner neueren Arbeiten erkundet die verschiedenen
Farben, aus denen sich Weiß zusammensetzt. Diese neuen
Stücke wollen etwas darüber in Erfahrung bringen,
wie Farbe sich durch Schatten verändert.
Alle diese Gefäße sind aus Porzellan, weil ich
glaube, daß für Ost und West, die Sung Dynastie
und das Bauhaus gleichermaßen das Porzellan der gemeinsame
Nährboden ist.
Als kraftvoll zeitgenössisches Medium hat es Bestand.
Edmund de Waal
Michael Cleff
geboren 1961 in Bochum
[…] Die Plastiken von Michael Cleff beeindrucken seit
Jahren durch ihre konzentrierte Kraft, die sie aus ihrer Schlichtheit
beziehen, aus ihrer Geschlossenheit und aus der Stringenz,
mit der Cleff seine Konzeption verfolgt und immer weiter vorantreibt,
diese dabei studierend, daraus neue Schlüsse ziehend
und weiterführende Erkenntnisse gewinnend. […]
Am augenfälligsten ist angesichts seiner Quader oder
mehrgeschossigen Rotunden die Parallele zur Architektur. Und
das nicht nur, weil die gebauten tönernen Formen schließlich
hart wie Klinker gebrannt sind. Es sind vielmehr Themen wie
das Verhältnis von Grundriss und Volumen, von Senkrechten
und Waagerechten zueinander, es ist die Frage der Rhythmisierung
der Flächen durch einzelne Elemente, wie sich das Innen
und Außen verschränken, was der Bildhauer aufgreift
und was mit den klassischen architektonischen Aufgaben zusammenfällt.
[…]
Cleffs Sprache ist karg, aber nie kalt. Sein Formenkanon
streng, aber nicht dogmatisch. Was ihn interessiert, ist die
Reduktion der Phänomene zugunsten einer befriedigenden
Wahrnehmung; der eigenen Stimme, der eigenen Reaktionen und
schließlich der eigenen Erkenntnis. Was er zuwege bringt,
ist die Entdeckung, der Entwurf und die Begehbarkeit unserer
eigenen inneren Räume. Inmitten einer tosenden Informations-
und Ereignisflut baut und eröffnet er Rückzugsräume
der Phantasie, Refugien für Gedanken, Oasen der Stille
und Stätten der Begegnung mit dem eigenen Suchen und
Erleben.
Gabi Dewald : „Rede wenig. Über Stille“,
2004 (Auszug). In: Michael Cleff: Zwischen den Dingen. Plastische
Arbeiten. Stadtmuseum Hattingen, Katalog.
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"Über Grundrisse",
2004
H = 35 cm |
"Über Addition",
2004
H = 30 cm |
"Über Innen
und Außen", 2004
H = 47,5 cm |
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"Über Addition",
2005
H = 23 cm |
"Über Addition",
2004
H = 29 cm |
"Über Addition",
2004
H = 33 cm |
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