Jindra Viková – Profiles
Die 1946 geborene, in Prag lebende Künstlerin Jindra Viková,
in den 60er Jahren ausgebildet an der Prager Hochschule für
Angewandte Künste bei Prof. Otto Eckert, verfolgt in ihrem
Œuvre ein großes Thema, geradezu das große Thema
der europäischen Plastik: die menschliche Figur – im
weitesten Sinne...
In immer neuen Motiv-Kreisen befragt sie die Körperlichkeit
menschlicher Existenz, sei diese nun in ihrer Empfindlichkeit und
Verletzlichkeit als Subjekt oder in der Unfaßlichkeit von
Erscheinung und Erinnerung als Objekt dargestellt. Daß es
Jindra Viková formal dabei nicht um einen vordergründigen
oder gar leeren Realismus zu tun ist, sondern eher um eine singuläre,
den Techniken des Surrealismus verpflichtete Symbolhaftigkeit, war
schon immer spürbar, zeigt sich aber programmatisch in ihren
zwischen Bild und Plastik changierenden Arbeiten der letzten Jahren.
Auf eine konkrete Weise das Material herausstellend, gerade darin
aber die Figur abstrahierend und entwirklichend sucht sie eben die
Flüchtigkeit einer Person als Bewegung oder als Abwesenheit
darzustellen.
Die aus bis zum Durchscheinen dünnen Porzellanplatten gebildeten,
mitunter eingeschnittenen oder punktierten Silhouetten en face oder
im Profil erzeugen als Schema, als Schemen gleichsam die Andeutung
oder Ahnung des Menschen, um auch in ihrer Besonderheit unvollständig
schematisch zu bleiben. Buchstäblich noch umrißhafter,
dürrer, entschwundener bilden weiterhin die aus Draht gebogenen
Profile räumliche Abwesenheits-Zeichnungen, besonders wo diese,
zu mehreren knapp hintereinander montiert, Bewegung suggerieren
– wie im Raum stehengebliebene, gleichsam stroboskopische
Momentaufnahmen. In Kombination mit den Schemen-Profilen aus Porzellan
ergeben diese Draht-Raum-Zeichnungen identitätslose Personen,
ähnlich nicht mehr benennbaren klassischen Medaillen-Portraits
der Vergangenheit. Neben ihren Arbeiten aus keramischem Material
beschäftigt sich Jindra Viková seit Mitte der 1980er
Jahre mit dem Medium der Foto-Collage.
Heute zählt Jindra Viková, die seit 1983 der Genfer
Académie Internationale de la Céramique angehört,
zu den bekanntesten Künstlerinnen Tschechiens, ist vielfach
ausgezeichnet und in Sammlungen und Museen weltweit vertreten.
Beispiele:
Jindra Viková:
Tjok Dessauvage – Two movements in space
Obwohl sein Studium der Keramik an der Kunsthochschule St. Lucas
in Gent einst durch den überraschenden Tod seines Lehrers Joost
Maréchal jäh unterbrochen wurde und er sich seitdem
mit großer Hingabe, ja Besessenheit selbständig ausgebildet
hat, gehört der 1948 geborene Belgier Tjok Dessauvage heute
zur Weltspitze internationaler Keramik; auch er ist seit 1988 Mitglied
der Académie Internationale de la Céramique in Genf,
wurde mit internationalen Preisen bedacht und ist mit seinen Arbeiten
Teil vieler Museumssammlungen.
Bekannt wurde Tjok Dessauvage mit seinen in einem Stück gedrehten,
handwerklich makellosen Doppelwandarbeiten, wobei er seit vielen
Jahren einen formalen Typus bevorzugt: eine fußlose Kelchform,
manchmal mehr ins Konische abgewandelt, manchmal sich der Halbkugel
annähernd, mit gerader Decke, in die mittig eine unverhältnismäßig
kleine Öffnung eingesenkt ist. Fern jeder Funktionalität
erscheint dieser Gefäßtyp als ein schieres Sinnbild von
Gefäß, das in seiner unendlichen Modulation stark konzeptuellen
Charakter gewinnt.
Nachdem er in früheren Jahren Steinzeug gebrannt und sich
der Glasurtechnik gewidmet hatte, hat der Keramiker in den letzten
Jahren die Niedrigbrand-Techniken des Raku und der Terra Sigillata
perfektioniert, wobei ihm, der Symbolhaftigkeit seiner Gefäße
entsprechend, diese als Träger von Impressionen oder Expression
dienen. So nutzt er die flache Decke seiner schwarzen, weißen
oder auch leuchtend orangefarbenen Doppelwandgefäße gleichsam
als Inschrift-Fläche für abstrakte, sehr exakt ausgeführte,
oft geometrische Ritzzeichnungen, die an Bewegungskurven, Sternenlaufmuster
oder kartographische Zirkelschläge erinnern. Entstehende Teilflächen
sind hier farblich absetzt, wofür besondere Techniken der Oberflächenbehandlung
angewandt werden: Ritzungen, Essigsäure-Ätzung oder auch
der Druck mit Gummiklischees schaffen eigenartige Kontraste auf
den samtigen, polierten Oberflächen.
Eine besondere Variante dieser Sinn-Gefäße stellen die
installationsartig zu Gruppen gestellten Arbeiten ganz ohne Hohlraum
dar, deren Decken-Zeichnungen insgesamt ein aufeinander bezogenes
Gesamtbild ergeben – unentzifferbare Botschaft unnahbar schweigender
Gefäße.
Beispiele:
Tjok Dessauvage:
Im Skulpturengarten |
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„Omerta“
( „Schweigen“ ) heißt eine der beiden Skulpturen
des pfälzischen Künstlers Stefan Engel, die im Skulpturengarten
vor der Galerie aufgestellt sind. |
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