Ein weiteres Mal stellt die Galerie für zeitgenössische keramische Kunst Internationalität unter Beweis: Vom 23. Oktober bis zum 27. November 2011 zeigt sie erstmals Keramik aus Südamerika, genauer aus Brasilien. Keramik aus Brasilien? Wer hier modernisierte Interpretationen südamerikanischer Töpfer-Traditionen erwartet, der wird gewiß enttäuscht sein - auf das Angenehmste und Überraschendste allerdings enttäuscht sein!
Dem Keramikerpaar Elizabeth Fonseca (*1956) und Gilberto Paim (*1957), seit 1981 mit eigener Werkstatt in Nova Friburgo, nordwestlich von Rio de Janeiro, ist nicht das einheimische Kunsthandwerk zum Vorbild geworden - ihr Horizont ist vielmehr international, die europäische Studiokeramik und modernes Design, besonders aus England und Skandinavien. Anfänglich unter japanischem Einfluß stehend, wurde 1984 den beiden Keramikern beim Besuch des Londoner Victoria and Albert Museums eine Retrospektive der britischen, aus Österreich einst emigrierten Lucie Rie - mit ihrem Werk ein Klassiker der europäischen Studiokeramik - zum augenöffnenden Schlüsselerlebnis.
Die subtile Strenge und die linearen Dekore der Gefäße der Grand Old Dame britischer Keramik gerieten den jungen Brasilianern zum stilbildenden Erlebnis. In Jahren harten und intensiven Schaffens verarbeiteten sie diesen prägenden Einfluß zu ganz eigenen, unverwechselbaren Gefäßen. Zwar wenig südlich des Äquators entstehend, bestimmen unerwartete Kühle, schönlinige formale Strenge und farbliche Zurückhaltung diese oft mit linear-geometrischen Dekoren versehenen, präzise gearbeiteten Porzellan- und Steinzeug-Vasen.
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