Sonderausstellung

 
 

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20. Februar bis 3. April 2011:

Far East meets West

Isezaki Jun (Japan, Bizen, Living National Treasure)
Jeff Shapiro (USA, New York)

 

Isezaki Jun

„Indem ich der Arbeiten meiner großen Vorfahren stets gewahr bleibe, hoffe ich, etwas Neues hervorzubringen, das Gegenwart und Tradition gleichermaßen repräsentiert.“ Isezaki Jun

Isezaki Jun (*1936) ist heute einer der angesehensten Keramiker Japans: 2004 wurde er zum „Lebenden Nationalschatz“ ernannt, die höchste staatliche Auszeichnung, die einem Keramiker in Japan zuteil werden kann. Sein Werk ist tief verwurzelt in der fast tausendjährigen, ungebrochenen Steinzeug-Tradition von Bizen in der Präfektur Okayama: Aus einer Künstlerfamilie aus Imbe/Bizen stammend hatte er sich nach dem Kunststudium bewußt dafür entschieden, die eigene Arbeit in den Traditionszusammenhang von Bizen, einem der legendären „Sechs alten Öfen“ Japans, zu stellen. Entscheidend für sein Schaffen war die Anfang der 60er Jahre von seinem frühverstorbenen Vater begonnene Rekonstruktion eines nur als antike Ruine noch vorhandenen Anagama-Ofens, Vorbild für den eigenen Ofen. Unglasiert eingestellt sind die Keramiken während des 12 Tage währenden Feuerns bei mehr als 1200°C der Glut und den Holzaschen ausgesetzt, was sehr charakteristische Oberflächen ausbildet. Je nach Standort und Lage im Ofen bilden sich ausschmelzende Anflugglasuren von brauner, rötlicher, grauer und ockerner Färbung, vom Feuer gezeichnete Landschaften, krustig mitunter, einer Ästhetik folgend, die in ihrer asymmetrischen Natürlichkeit dem westlichen Begriff von makelloser Schönheit sehr entgegensteht, in Japan aber allerhöchste Wertschätzung genießt. Für Bizen typische Dekorarten – rötliche Brandstreifen von Reisstroh, hidasuki, oder der Kontrast von im Brand abgedecktem, nacktem und vom Feuer offen gefärbtem Scherben – verstärken noch den Eindruck von Naturgleichheit. Isezaki Juns Werk ist auch formal dem Kanon der zumeist auf der Scheibe gedrehten Bizen-Keramik verpflichtet: Sake-Flaschen, Teller, Schalen, Platten oder die für die Tee-Zeremonie typischen, westlichen Augen oft grob erscheinenden, unregelmäßigen Gefäße wie Dosen, Schalen, Wasserbehälter oder Vasen fügen sich in den historischen Kontext. Achtung und Bewahrung der Tradition lassen den Formenschatz freilich nicht erstarren. Behutsam und angeregt durch alte Vorbilder hat Isezaki Jun neue Formen und plastische Arbeiten entwickelt: Seine montierten, hohen Kastenvasen mit modellierten Eck-Flügeln und ausgeschnittenen Füßen, oft durch eisenhaltige Engoben schwarz gefärbt, oder die stelenartigen, wie geborstene Relikte einer Titanen-Kultur wirkenden Plastiken zeugen von den unerschöpft vitalen Kraft der keramischen Tradition Bizens.

Beispiele von Isezaki Jun:

Jeff Shapiro

„Ich bin daran interessiert, die Technik des Holzbrandes, wie ich sie in Japan erlernt habe, in neue Richtungen voranzutreiben – Material und Form in ihrem Verhältnis zu den Effekten zu begreifen, die sich durch Standort und Lage der Keramik im Ofen und die Brandführung ergeben.“ Jeff Shapiro

Der Amerikaner Jeff Shapiro (*1949) lernte und arbeitete von 1973 bis 1980 in verschiedenen Keramik-Werkstätten Japans, u. a. in Bizen, auf der Suche nach neuen Mitteln für eine elementarere und materialorientierte Ausdrucksweise, da das Ideal handwerklich perfekt hergestellter Keramik schal geworden war. Jeff Shapiro wandte sich dem traditionellen Holzofenbrand Japans zu, der einer dem westlichen Schönheits- und Werkbegriff entgegengesetzten, gleichsam naturbelassenen und nicht vollständig von handwerklicher Technik beherrschten Ästhetik verpflichtet ist. In die USA zurückgekehrt baute 1981 er im nördlich von New York gelegenen Accord einen Anagama-Ofen nach japanischem Vorbild und gilt heute, nach dreißigjähriger Arbeit, als einer der weltweit führenden Keramiker auf dem Gebiet des Holzbrandes. Merklich – es ist, als verlange geradezu der Ofen die Reminiszenz – steht Jeff Shapiro mit vielen seiner Gefäßen oder Platten, von gedrehten und geschnittenen Tee-Schalen bis hin zu großen, nur in Form gedrückten Tellern in der japanischen Tradition. Anders aber als die dem Herkommen und den Naturgewalten schier demütig gegenüberstehenden Japaner forciert der Amerikaner die der Natur analoge Ästhetik. So gleichen seine mitunter shinoglasierten oder engobierten Steinzeug-Gefäße dick verkrusteten, seit Jahrhunderten auf dem Meeresboden verschollenen Fundstücken, die Muschel-Male tragen, von Strähnen und Flüssen klar-grün ausgeschmolzener Holzasche horizontal umlaufen, voller Schründe und Pocken. Von Tradition ungezügelt zeigen sich auch Jeff Shapiros plastische Arbeiten: Breite, aus zackigen, kantigen Platten montierte Formen, deren hard-edges in Spannung stehen zu den vom Feuer organisch gezeichneten Oberflächen. Daß Jeff Shapiro mit seinen Arbeiten auch in Japan höchstes Ansehen genießt, mag die Tatsache belegen, daß der „Lebende Nationalschatz“ Isezaki Jun seinen Sohn Koichiro bei dem Amerikaner in die Lehre schickte.

Beispiele von Jeff Shapiro:

 
 

Öffnungszeiten:

Di - Fr 11 - 13 & 14 - 18 Uhr
Sa 11 - 18 Uhr
So, 03.04.2011 11 - 18 Uhr
und nach Vereinbarung

Eröffnung: Sonntag; 20. Februar 11.30 Uhr

Isezaki Jun und Jeff Shapiro sind anwesend.

Einführung durch Dr. Stephan v. d. Schulenburg, Museum für angewandte Kunst, Frankfurt.

Rahmenprogramm I:

Samstag, den 19.02. 14:30 Uhr, Museum für angewandte Kunst, Frankfurt

Vortrag von Kazuko Todate, Kunsthistorikerin aus Japan, über „Creative Tradition“.

Die Künstler sind anwesend.

Rahmenprogramm II:

Montag, den 21.02., 19 Uhr, Kurpfälzisches Museum, Heidelberg

Vortrag von Kazuko Todate, Kunsthistorikerin aus Japan, über „Creative Tradition“.

Die Künstler sind anwesend.

 

Ausstellungsort:

Galerie Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2
Im Stadtgarten
D-69117 Heidelberg

Tel: 06221 - 61 90 90
info@galerie-heller.de

 

 
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