Sonderausstellung

 
 

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1. Januar 2012 bis 31. Dezember 2012

Le Tour d`Europe - mit einem Abstecher nach Japan...
Vorschau auf das Jahresprogramm 2012 der Galerie Marianne Heller Heidelberg

 

 

Sie geht in ihr 34. Jahr, die Galerie der Marianne Heller. Ist es schon nicht selbstverständlich, in Deutschland eine Galerie für zeitgenössische keramische Kunst zu betreiben, so grenzt es an ein Wunder, eine solche über einen derart langen Zeitraum mit anspruchsvollem Profil zu führen und dabei zu reüssieren. Doch ist es nicht die Natur von Wundern, einzigartig zu sein...? Daß Marianne Heller auch 2012 ihren Ruf als erste Adresse für internationale Keramik hierzulande bekräftigt, zeigt die Vorschau auf 6 Ausstellungen neuer Arbeiten von 19 Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa und Japan – quer durch die keramischen Genres und darüber hinaus...

Noch bis zum 29. Januar sind die zauberhaften Tierplastiken der Schottin Susan O`Byrne zu sehen. Unter dem Titel „Fuchs – Marder – Hase – und anderes Getier...“ begegnen uns die Wesen heimischer Fauna, buchstäblich fabelhaft, wie literarischen Geschichten entstiegen, zart, zerbrechlich und von eigenartiger Farbigkeit aus dekorierten Bruchstücken.
Eine Trio-Schau bildet dann vom 12. Februar bis zum 1. April den Auftakt des neuen Ausstellungsjahres – eine spannende Mischung aus Schmuck, Gefäß und Plastik auf höchstem Niveau: „Frozen, thrown and folded...“. Ein weiteres Mal öffnet die Galerie ihr Programm der gegenwärtigen Schmuckkunst: Die mit hunderten von Reiskorn-Süßwasser-Perlen besetzten Silber-Colliers und -Broschen des vietnamesischen, in Deutschland ausgebildeten Schmuckdesigners Sam Tho Duong (*1969) muten an wie mit Eiskristallen und Raureif überzogene Ästchen und Früchte. Ein in der Galerie Wohlbekannter ist der Österreicher Thomas Bohle (*1958) mit seinen in Form und Glasur hinreißenden Keramiken. Stringenter noch als vordem zelebriert der Ausnahme-Keramiker das Gefäß in auratisch strengen, gedrehten Doppelwand-Formen, die mit ihren teils monochrom-glatten, teils changierend-laufenden Reduktionsglasuren zu perfekten Einheiten verschmelzen. Bernd Fischer (*1956), Absolvent der Busz`schen Keramikklasse in Kassel montiert Paperclay und farbigen Ton zu irritierenden Kompositionen. Indem er monochrome Platten – schwarz-grau, weiß, tonrot oder -gelb, gefaltet, gebogen, gerissen – zu Wandplastiken verbindet, entwirklicht er sein Material geradezu. Wie ihres Gewichtes ledig werden die großen Formate in ihrer Materialität rätselhaft: Sie wirken von einer Formbarkeit, wie man sie sonst nur Gummi, Kunststoff, Filz oder dicken Stoffen zudenken würde.

Die Schau „Von Gebäuden und Gefäßen...“ stellt vom 15. April bis zum 27. Mai Gegensätzliches zueinander. Die Plastiken des Iren Michael Moore (*1968) gemahnen mit ihren schwingenden, doch kantigen Formen an windgeschliffene Felsen oder Modelle postmoderner Architekturen. Mitunter sind die weißen, abstrakten Körper von grauen, blauen oder schwarzen Lineaturen gezeichnet, als gäben Markierungen die Dynamik von Kräften an. Im Kontrast dazu wirken die Keramiken des Norwegers Svein Narum (*1951) geradezu häuslich warm: Ovale und quadratische Platten aus Irdenware, Schalen, schön gebauchte Krüge – auf gelblicher Engobe, die den rotbraunen Ton durchschimmern läßt, mit gekonnter Geste schnelle Ritzornamente, honigfarben und grün ausgefüllt – ganz in der Tradition schönster Gebrauchskeramik, aber von solcher Finesse und Freiheit, wie nur ein Künstler sie haben kann.
Auch der Spanier Claudi Casanovas und die in Paris lebende Türkin Alev Ebüzziya Siesby, beide Weltstars der internationalen Keramikszene, bilden vom 17. Juni bis zum 2. September ein Gegensatzpaar: „Erde und Himmel“. Die plastischen Arbeiten Claudi Casanovas (*1956), mitunter noch fern an Gefäße oder Schalen erinnernd, sind in ihrer groben Rauheit aus verschieden farbigen, stark schamottierten Tonen das schier Irdene. Wie verwitterte, geborstene Brocken scheinen sie mehr Natur als gemacht und sind doch subtil komponiert – keramische art brut, abstrakte memento mori. Alev Ebüzziya Siesbye (*1938) gilt heute schon als Klassikerin einer minimalistischen Gefäßkunst. Ihre auf kleinster Standfläche sich erhebenden, offenen Schalen – dünnwandig gebaut, von delikatester Monochromie, vorzugsweise das Blau des Himmels und des Meeres, mit strengsten Dekoren – folgen der Idee des absoluten Gefäßes und evozieren mit ihrer Präsenz einen mediterranen Kulturraum, als sei dieser lebendig.

Für alle Freunde und Freundinnen keramischer Klein-Plastik werden vom 7. Oktober bis zum 18. November viele Völkchen durch die Galerie wimmeln und wuseln: „Figürliches“. Sechs Bildhauerinnen und ein Bildhauer wählten sich je ein Motto und versammeln Menschchen, Tierchen und Hybrides – ironisch, witzig, doch durchaus nicht unernst: Kirsten Brünjes („Von Tieren und Menschen“) - Marianne Eggimann („Verwandtschaft“) - Theresia Hebenstreit („Luzie is back“) - Martin Neubert („Frühstück bei Clowns“) - Sybille Onnen („Wandläufer“) - Silvia Siemes („Bleiben Warten“) - Beate Thiesmeyer („Zwerginnen und andere Hilfswesen“).

Den Höhepunkt des Ausstellungsjahres 2012 bildet vom 2. Dezember bis Anfang 2013 die Schau „Japan zu Gast“. Zum dritten Mal wird die Galerie in enger Kooperation mit der Yufuku Galerie, Tokio, exquisite Keramiken von 4 japanischen Künstler präsentieren: Unglasierte Steinzeug-Gefäße von plastischer Anmutung von Ken Mihara (*1958) – die zwischen Tradition und Innovation verhaltenden Gefäßobjekte des vielfach ausgezeichneten Masahiko Ichino (*1961) – die vertikal durchlöcherten, aus Licht und Schatten, Materie und Nichts bestehenden Porzellan-Gefäße von Yasuko Sakurai (*1969) – und strenge Zylindergefäße aus glasiertem und gefärbtem Porzellan von Masaru Nakbada (*1977). Ein Fest für Liebhaber und Liebhaberinnen japanischer Keramikkunst!

Dr. Walter Lokau, Bremen


 

 

Öffnungszeiten:

Di - Fr 11 - 13 & 14 - 18 Uhr
Sa 11 - 18 Uhr
und nach Vereinbarung

 

Ausstellungsort:

Galerie Heller, Friedrich-Ebert-Anlage 2, D-69117 Heidelberg

 

 
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