Es ist der Galerie eine besondere Freude, mit dieser Ausstellung zwei Weltstars der internationalen Keramikszene gemeinsam zu präsentieren – den Spanier Claudi Casanovas und die in Paris lebende Türkin Alev Ebüzziya Siesbye. Eindrucksvoll und extrem gegensätzlich führen die beiden Künstler vor Augen, daß das keramische Gefäß, ohne darum seine materielle Sinnlichkeit und handwerkliche Schönheit einzubüßen, einer Transzendenz fähig ist, die man diesem Ur-Thema der Keramik im Allgemeinen nicht zutraut.
Claudi Casanovas, 1956 in Barcelona geboren, kam erst nach einer Tätigkeit am Theater zur Keramik – und vielleicht ist es immer noch jener Sinn für die darstellenden Künste, der seine Keramiken zu wahren Dramen der Materie geraten läßt: Überdimensionierten Schalen ähnlich, wie grobe Gefäße für ein Titanengeschlecht, sind seine plastischen Arbeiten in ihrer Rohheit aus verschieden farbigen, stark schamottierten Tonen das schier Irdene. Doch man lasse sich nicht täuschen: Ihrer vermeintlich verwitterten, steinernen Rauheit und zerkraterten Unregelmäßigkeit zum Trotz , die sie mehr wie Natur denn als Menschenwerk erscheinen lassen, sind die schweren Schalenobjekte in Form und Struktur subtil komponiert – keramische art brut – dinghaft-abstrakte memento mori. Claudi Casanovas, dessen Plastiken und Graphiken weltweit in Museen und öffentlichen Sammlungen vertreten sind, wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet.
Wie anders dagegen die Arbeiten Alev Ebüzziya Siesbyes. 1938 in Istanbul geboren, war sie, nach einem Studium an der Kunstakademie ihrer Heimatstadt, lange Jahre als Designerin für die dänische Königliche Porzellanmanufaktur in Kopenhagen, zeitweise auch auch für die deutsche Firma Rosenthal tätig. Parallel dazu fertigte sie sublime Unikatgefäße, mit denen sie zu einer Klassikerin gestrenger, minimalistischer Gefäßkunst geworden ist. Ihre auf kleinster Standfläche scheinbar schwerelos sich erhebenden, offenen, unendlich variierten Schalen – dünnwandig gebaut, von delikatester Monochromie, vorzugsweise das Blau des Himmels und des Meeres, oder sparsam-peniblen Dekoren – verfolgen die Idee des absoluten Gefäßes und evozieren die Präsenz eines idealen mediterranen Kulturraumes. Alev Siesbyes Arbeiten waren in ganz Europa, in den USA und in Japan in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen; für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet; in über 30 Museen rund um den Globus ist sie mit Arbeiten vertreten.
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